Erfahrungsbericht Braveheartbattle 2016 - Nur für die härtesten!

von Lars am 19.03.2016

Erfahrungsbericht Braveheartbattle 2016 - Nur für die härtesten!

Bildquelle: Michael Choyna

Das Jahr 2016 hat gerade erst begonnen und nach der erstmaligen Teilnahme am Tough Guy stand nur kurze Zeit später der Kultlauf Braveheartbattle auf der Agenda. Vorweg genommen ist der Slogan „Durch die Hölle gehen“ absolut berechtigt. Die Gründe sind hierfür vielschichtig und ich werde auf alle eingehen.

Wichtiger Hinweis: Der Braveheartbattle wird ab 2019 unter der Führung eines neuen Veranstalters ausgetragen. Die hier geschilderten Erfahrungen beziehen sich also auf den "alten" Braveheartbattle.

Autor: Michael Choyna
Zuerst einmal die Fakten. Erstmalig fand der Braveheartbattle in Bischofsheim an der Rhön statt. Das Team hinter dem Braveheart Battle blieb jedoch dasselbe. So erwartete die Teilnehmer in der siebten Auflage eine Mischung aus urbanem und natürlichem Gelände mit steilen Hängen, eisigem Wind, schneebedeckten Wiesen und tiefen Schlammlöchern. So sollte sichergestellt werden, dass es nur die Härtesten innerhalb des Limits von sechs Stunden schaffen. Das Event war ausgebucht! Zum Start waren jedoch nur circa 2.700 Teilnehmer erschienen, um die „30 Masterchief-Kilometer“ und 54 Hindernisse zu meistern.

Ich möchte erst auf die Organisation, anschließend auf das Erleben des Laufes eingehen und im Anschluss muss ich diesmal noch zwei dringende Bemerkungen zu Hindernisläufen allgemein loswerden – die brennen mir seit Tagen unter den Nägeln.

Wir sind am Vortag angereist, konnten jedoch uhrzeitbedingt erst am Samstag vor dem Rennen zur Registrierung – so wie die Mehrzahl der anderen Teilnehmer ebenfalls. In Anbetracht der Tatsache, in der Elite der Hindernisläufe mitspielen zu wollen und dadurch ein internationales Teilnehmerfeld zu haben, kann ich kein gutes Haar an Organisation und Infrastruktur lassen. Die Informationen im Vorfeld via E-Mail waren, außer der Teilnahmebestätigung, gleich Null. Bis zum Anreisetag wusste man nicht, welche Startnummer man für die Abholung der Startunterlagen hatte. Man musste über die Webseite seinen Namen suchen und fand daneben dann seine Startnummer – dazu gleich noch mehr. Eine E-Mail mit besagtem Inhalt und vielleicht eine Motivationsmail eine Woche vorweg wirkt hier Wunder.

Wir suchten uns über den herunterladbaren Flyer einen der markierten Parkplätze um Bischofsheim heraus. Schlecht ist, wenn weder Hinweisschilder zur Veranstaltung selbst noch Hinweise zu finden sind, wo denn die Parkplätze vom Flyer sein sollen. Das führte zu einem Verkehrskollaps in Bischofsheim. Wir parkten schließlich irgendwo und hofften keinen Strafzettel zu erhalten. Des Weiteren war der Weg zur Anmeldung nur auf den letzten 100m  ausgeschildert – war dann auch überflüssig. Die Anmeldung fand in einem großen Festzelt statt. Leider hatte man vergessen den Anmeldebereich vom Catering sowie Sitzgelegenheiten zu trennen. Auch wurde keine Schleusung der Teilnehmer durchgeführt. Das führte dazu, dass alle einfach durch alle Eingänge an die Anmeldung fluteten. Die war im hinteren Bereich des Zeltes untergebracht und man musste wieder durch alle Anstehenden heraus. Zusätzlich war die Anmeldung so aufgebaut, dass man seine Startnummer (die man ja selber suchen musste) nennt und dann ein Helfer händisch in den Kästen sucht. Da haben andere Veranstaltungen mit elektronischer Hilfe wesentlich effizientere Abläufe realisiert. Auch waren die Helfer unterbesetzt und dadurch zu langsam. Die Anreise um 09:00 Uhr führte dazu, dass wir erst 10:24 fertig waren. In den Startunterlagen war der Time Chip sowie die Startnummer. Leider hatte man beim Time Chip vergessen ein Befestigungsband beizulegen. Schlecht für diejenigen, die keine Schnürsenkel an den Schuhen haben – habe meinen in die Hosentasche gepackt (großer Fehler wie ich später merken sollte). Bei einem Event mit geplanten 3.500 Teilnehmern ein Fiasko! Zusätzlich gab es nur ein paar Pavillons zum Ablegen der Rucksäcke etc. Die meisten mussten ihre Sachen einfach an den Rand legen. Ein Zelt gab es für die Abgabe der Wertsachen. Gute Idee, jedoch mit einer Helferin völlig überlastet. 14 Toiletten und circa 12 kalte Duschen in drei Container, welche direkt vor der Haltestelle des Shuttlebusses platziert waren, rundeten die miserable Infrastruktur ab. Stau, überlastete Helfer, „Wildpinkeln“ und Vermüllung waren die Folge.

Zum Startbereich muss ich ebenfalls meckern. Dieser lag genau zwischen der Wegstrecke Festzelt/Anmeldung und dem Anmarschweg der Zuschauer/Teilnehmer. So kam man selbst als Teilnehmer schwer in den Startblock und dieser war auch nicht als lange Schleuse konzipiert, sondern es bildete sich einfach eine wilde Traube. Der Start um 11:00 Uhr war somit unmöglich und die Moderation der Startwellen war kaum hörbar. Mit ausgekühltem Körper ging es dann 11:00 Uhr plus X-Minuten los. Es gab keine Uhr oder Information zur exakten Startzeit. Die Organisation und das Erfrischungsangebot beim Zieleinlauf war gut. Es gab Powerriegel, isotonische Getränke und warme Getränke sowie Lebkuchen. Verbesserungswürdig wäre, dass die Zuschauer nicht direkt hinter der Ziellinie den Ausgang versperren und man erstmal seine Sachen abgeben kann bevor man sich in die Arme fällt. Das führte wieder zur Unübersichtlichkeit und man suchte erstmal den Stand für das Shirt und Rückgabe des Chips.

Zum Lauf kann ich direkt sagen, dass dieser sehr anspruchsvoll ist und man in top Form sein sollte. Hier geht man ganz klar an seine Grenzen! Warum er für mich trotzdem kein klassischer Hindernislauf ist erkläre ich gerne. Die Strecke versprach viele Höhenmeter und das sollte sie halten. Schon vor Kilometer 5 gab es sehr steile Anstiege, die es jeweils 6 mal hoch und runter zu bewältigen gab. Für mich das Hindernis mit dem größten (vermeidbaren) Verletzungsrisiko seitens des Veranstalters. Die Abstiege waren so glatt, dass viele Teilnehmer 20m bis 30m durchrutschten und am Ende schmerzhaft gebremst wurden. Hier war für einige körperlich oder verletzungsbedingt schon Ende. Der Rest der Strecke bestand bis zum Einlauf in Bischofsheim zum Großteil aus Auf- und Abstiegen sowie einer handvoll kleiner Hindernisse, wie z.B. Berg-Auf-robben oder Durchklettern eines Autos. Beim Erreichen von Bischofsheim – bei circa Kilometer 16 – erwartete die Teilnehmer Wasserdurchquerung, dabei war das angekündigte Kriechhindernis total demoliert und ein reines Verletzungsrisiko, die Schlammgruben, der Bootcamp Parkour etc. Die Schlammgruben muss ich gesondert erwähnen, da diese die krassesten schlammgefüllten Löcher mit geraden Wändenwaren die ich bisher gesehen habe. Dieses Hindernis ist alleine kaum machbar – solche Herausforderungen sind absolut mein Geschmack! Negativ war, dass grundsätzlich alle Hindernisse unterdimensioniert waren und bedingt durch den Gegenverkehr sowie der absoluten Menge pro Hindernis somit Stau erhöhte Verletzungsgefahr bestand! Eine Kletterwand für maximal zwei gleichzeitige Teilnehmer ist bei geplanten 3.500 Teilnehmern knapp bemessen. Das führte erwartungsgemäß zur Unterkühlung bei vielen Teilnehmern. Nach dem Parkour in der Stadt ging es eigentlich nur noch stark Auf und Ab für die restlichen 10 Kilometer. Die Verteilung der Rettungssanitäter und Bergwacht war insgesamt gut. Diese hatten auch viel zu tun mit Verstauchungen, Brüchen sowie Unterkühlung – es musste sogar der Rettungshubschrauber kommen! Die Verteilung der Verpflegungspunkte war leider zu dürftig – insbesondere auf dem Rückweg unter Beachtung des Energieverbrauches. Auf den letzten vier Kilometern war niemand zu sehen! Gerade mit Hinblick auf den Zustand vieler Teilnehmer zum Ende hin, hätte hier das Netz dichter sein müssen. Nach meinem Zieleinlauf stellte ich fest, dass der Chip meine Zeit nicht gezählt hatte ich dennoch unter sechs Stunden gewesen sein muss, da ich meine Medaille erhielt. Kurz darauf wurde der Lauf seitens Veranstalters abgebrochen und die verbliebenen Teilnehmer mit einem Bus eingesammelt. Bevor ich zusammenfasse noch ein Wort zum Abbruch, da es für viel Gesprächsstoff sorgte. Der Abbruch ist völlig in Ordnung, da man ja nur sechs Stunden Zeit hatte und diese spätestens 18:00 Uhr vorbei waren! Die Begründung mit der einbrechenden Dunkelheit ist dagegen dünn, denn Dunkelheit im März gegen 18:00 Uhr ist keine Ausnahme. Ich hätte mir noch eine Aussage zu der, für mich vermeidbaren, hohen Anzahl der Verletzten gewünscht. Circa 1.017 Teilnehmer haben die begehrte Medaille erhalten. Das macht eine Quote von circa 37% - somit wird der Lauf seinen Anspruch gemessen an den Zahlen gerecht.

Nun noch warum er für mich dennoch kein richtiger Hindernislauf ist. Da ich nun Spartan Beast, Getting Tough, Tough Guy und Man vs. Mountain etc. als Vergleich habe, gebe ich meine subjektive Einschätzung weiter, was einen Hindernislauf ausmacht. Der Punkt körperliche Herausforderung ist beim Braveheartbattle voll erfüllt. Dennoch besteht für mich ein Hindernislauf aus einer Abwechslung von Laufeinheiten und Hindernissen, so das kontinuierlich der Aktivitätslevel für den gesamten Körper hoch ist. Die langen Laufphasen waren anstrengend jedoch eher durch das Auf und Ab. Das wirkte besonders zum Ende hin sehr monoton und künstlich aufgesetzt, um die realen 32km zu erreichen. Zusätzlich waren die schnell aufeinanderfolgenden Hindernisse überlaufen und man musste anstehen, was bestimmt nicht im Sinne des Erfinders war. Das lösen die oben genannten Läufe besser wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Mein Fazit ist somit leider, dass die Veranstaltung nicht wirkte als hätte man jahrelange Erfahrung mit 3.500 Teilnehmern gesammelt und hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Es ist der erste Lauf, der für mich keinen Reiz einer Wiederholung hat. Als Verbesserung wäre ein viel deutlicher Hinweis auf die Strapazen angebracht oder die Pflicht bestimmte Ausrüstung mitzuführen (siehe dazu auch Man vs Mountain), um der Härte des Laufes Rechnung zu tragen.

Bei diesem Rennen sind mir viele Punkte in Bezug auf die Läufer aufgefallen die ich noch loswerden will. Bitte nehmt die Ankündigungen des Härtegrades ernst! Wenn der Veranstalter sagt, dass es kalt, nass und steil wird geht davon aus, dass es stimmt. Meckern das es zu lasch war ist besser als mit Unterkühlung, Unterzuckerung oder verstauchten sowie gebrochenen Gliedern abzubrechen. Bereitet euch auf einen 30km Lauf nicht mit 5km oder halbstündigen Trainingsläufen vor! Man muss den Körper an Belastungen jenseits der 3 Stunden gewöhnen ansonsten gibt es Gelenkschäden. Generell kann ich nicht empfehlen, solche Läufe als ersten Hindernislauf zu absolvieren. Man sollte den Schwierigkeitsgrad steigern und Spaß dabei haben. Die Schinderei kommt später automatisch.

Geht bei solchen Läufen bitte davon aus euch über lange Strecken selbst zu versorgen. Ein Kalorienverbrauch von 1000kcal pro Stunde bei winterlichen Temperaturen und körperlicher Anstrengung ist eher die Untergrenze! Viele sind aufgrund von Unterzuckerung ausgefallen oder schleppten sich nur noch bis zum nächsten Rettungsposten.

Beim Anblick der Kleidung vieler Läufer platze mir der Kragen. Wenn ihr nicht Weltklasse Hindernisläufer a la Charles Franzke seit zieht euch warm an! Warm bedeutet funktionelle Bekleidung aus Kunststofffasern. Das bedeutet z.B. lange Ober- und Unterbekleidung, dickere Socken, kurze Hose und Shirt, Handschuhe sowie Mütze. In diesem Gelände machen Laufschuhe für Hindernisläufe aufgrund der Bodenbeschaffenheit absolut Sinn. Mit den normalen Laufschuhen gibt es keinen Halt auf Schnee, Eis und Matsch! Sehr viele sind in Baumwolle und gerne auch kurz oder nackt gelaufen – damit schadet man nur seiner Gesundheit und beweist nicht wie hart man ist!

PS: Ihr möchtet euren Erfahrungsbericht zu einem Hindernislauf auf Trophy Runners veröffentlichen? Dann meldet euch einfach unter folgender E-Mail bei uns: info@trophyrunners.de.

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