von Lars am 18.01.2016
Bildquelle: Volker Pellen / Sportograf
Mittlerweile ist der Fishermans Friend StrongmanRun, wenn es um OCR Events geht, kein unbeschriebenes Blatt mehr. Manche bezeichnen ihn sogar als die Mutter der Hindernisläufe, zumindest im deutschsprachigen Raum. Alleine in Deutschland gibt es schon 3 Events, wobei der Nürburgring die grüne Hölle ist, Ferropolis die Hölle bei Nacht und Wacken ohnehin aus der Heavy Metal Szene bekannt ist. Was aber ist los, wenn die Hölle zufriert. Das durfte ich in der Schweiz (Villars-sur-Ollon) erfahren. Dort wurde die erste Fishermans Friend StrongmanRun Winter Edition von ca. 1.600 Startern gefeiert. Ich war dabei und das hatte schwerwiegende Folgen.
Autor: Volker Pellen
Das erste Hindernis war es, ein Bahnticket zu bekommen. Online funktionierte es nicht, also musste ich ins Reisebüro. Dort haben dann zwei Mitarbeiter verzweifelt versucht, mir ein Bahnticket nach Villars-sur-Ollon zu vermitteln. Nach diversen Anrufen bei der Bahn, habe ich dann endlich nach ca. 2 Stunden eins bekommen. Der Mitarbeiter, welcher als Bahnfachmann bezeichnet wurde, erklärte mir, dass er bereits seit vielen Jahren aufgehört hat, die Bahn verstehen zu wollen (Vielen Dank an Pollmann Flugreisen in Straelen).
Freitagmorgen stieg ich dann in den Zug. Natürlich verpasste ich meinen Anschlusszug, denn kaum hatte ich das Ticket, haben die Züge, wegen des Wetters, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auferlegt bekommen.
In Aigle musste ich in einen Bus steigen, um meinen Zielort zu erreichen. Und – hier lag kaum Schnee. Konnte kaum glauben, dass man nach nur 30 Minuten Busfahrt Schnee zu sehen bekommen sollte. Doch, in Villars lag Schnee und es schneite weiter. Ich begab mich zu meinem Hotel. Dort wurde ich sehr freundlich empfangen. Alle waren supernett (Empfehlung: www.hoteldugolf.ch). Nach einer kleinen Mahlzeit, es gab Lasagne, ging ich dann auch schon ins Bett. Kurz die Mails gecheckt und darüber eingeschlafen.
Der Tag X hat für mich schon um 07:00 Uhr begonnen. Ich bin halt gerne früh vor Ort. Im Frühstückssaal war kein Mensch. Umso besser – mehr für mich. Ich habe ordentlich gefrühstückt, meine sieben Sachen gepackt und mich zum unmittelbar angrenzenden Strongman Run-Areal begeben.
Das sogenannte Village befand sich in einem großen Sportzentrum. Natürlich war ich viel zu früh, denn der VIP-Bereich war noch nicht geöffnet und teilweise wurde noch aufgebaut. Egal, ich bin da und konnte somit mit einer Erkundungstour beginnen. Am Fishermans-Infodesk lernte ich dann auch Frau Hüppi kennen, mit der ich bereits via Email Kontakt hatte. Und auch hier ein Riesenlob. Die Mitarbeiter waren auch hier alle total freundlich. Hier konnte ich meinen VIP Ausweis gegen ein Bändchen austauschen und außerdem bekam ich ein First Fifty Band.
Mit so einer Grundausstattung lässt es sich relativ entspannt angehen. First Fifty bedeutet, dass man kurz vor dem Start an allen vorbeigehen und sich dann in die erste Reihe stellen darf.
Dort passierte dann die erste Panne. Die Lokalmatadorin wurde zum Interview auf das erste Hindernis gerufen. Allerdings lief damit ihre Zeit schon. Ob anschließend alles wieder resetet wurde, weiß ich nicht. Sie hat am Ende den dritten Platz gemacht.
Da ich alleine angereist bin, hatte ich keine Fotocrew bei mir. Also habe ich meine Actioncam geladen und an den Arm geschnallt. Kurz vor dem Start hat sie dann den Geist aufgegeben. Na toll.
10, 9, 8,… das übliche Runterzählritual beginnt. Die meisten Sachen habe ich eh nicht verstanden, da hier sehr viel französisch gesprochen wurde.
Startschuss und direkt das erste Hindernis „Höhenangst“. Hier ging es ein paar Strohballenhoch, die als Treppe über einen Container dienten, also ein Standardhindernis.
Ich kam ganz gut aus dem Schuh und war flott unterwegs und dann kam die Wende. Ein kleines Hindernis, eigentlich keine große Sache, denn man musste wieder über eine kleine Strohballentreppe in eine Container worin Stroh lag. Das Stroh war so locker und tief, dass ich mir den linken Fuß umgeschlagen habe. Der Schmerz durchzuckte den ganzen Körper und ich dachte, dass für mich schon das Ende des Laufes wäre. Egal, war ja nur ein umgeknickter Fuß. Ein paar Meter weiter kam das Schild 1 km. Ich hatte es tatsächlich schon richtig weit geschafft.
Nun Gut – im Humpelschritt ging es dann weiter. Unter einen LKW durchkriechen, über ein paar Holzzäune springen und an Seilen einen Hang hockklettern, wie es bei anderen Läufen die Rampe wäre. Es ging weiter bergauf und da ich noch recht weit vorne war, bestand die Strecke meistens aus einem kleinen Pfad durch den Tiefschnee. Ich frage mich, ob den meine Vorgänger getrampelt haben, denn dann ziehe ich hier meinen Hut vor den Führenden.
Weiter geht es durch „Eiskunstlauf“, eine ca. 15m lange glatte Strecke. Dann der Klassiker „Mikado“, d. h. querliegende Baumstämme bilden eine Hindernisstrecke, die es zu überwinden gilt, mal drüber und mal drunter. Etwas später kam im Grunde das gleiche Hindernis mit dem Namen „Drüber und Drunter“.
Es ging zwar die ganze Zeit schon irgendwie bergauf, aber jetzt hatte der Spaß ein Ende, denn es ging BERGAUF. Die gesamte Strecke wurde nicht umsonst mit 700 Höhenmetern beworben. Nun habe ich sie gefunden. Die meisten konnten nach einem Stück nur noch wandern bzw. stramm marschieren. In meiner Gruppe rannte keiner mehr.
Ein netter Laufkollege rief mir von der Seite zu: „Du läufst echt super.“ Wenn der wüsste, dass ich nur noch mit einem Fuß laufe. Hier bemerkte ich beim Anstieg, dass sich der Fuß irgendwie im Schuh füllte, denn die Seitenränder drückten. Ich habe es mal ignoriert.
Das Hindernis Matrix war ein ca. 2 m hohes Netz, das man überklettern musste.
Danach ging es weiter rauf. Um ungefähr eine Vorstellung zu bekommen, wie es dort rauf ging, auf der anderen Seite sausten einige Ski- und Snowboardfahrer runter. Auf diesem Anstieg befand sich dann noch das Hindernis Slalom, also rechts und links an Stangen vorbei. Da einige ohnehin schon im Schnee rumgetorkelt sind, hat man hier keinen Unterschied bemerkt. Nun sind wir fast ganz oben. Die Treppe der Riesen war total zugeschneit, also ein Schneehügel und keine Treppe mehr. Nach einem kleinen Downhill kam die Buckelpiste. Ehrlich? Ich habe die Buckel nicht bemerkt, Kurz durch ein „Zelt“, was das Hindernis Iglu darstellen sollte und ran an den Verpflegungsstand. Hier gab es warme Getränke. Warm? Nein, es war zu heiß zum Trinken, so dass einige das Getränk mit Schnee auffüllten.
Es ging nun durch einen kleinen Tunnel unter der Zahnradbahn durch. Hier in der „Grotte des Yeti“ wurde man mit ein bisschen Flashlight bezaubert. Jetzt ging es runter, entlang einer Boardercrossstrecke, welche mit ca. 300 m. angegeben war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Run nach unten länger war. Man konnte überhaupt nicht bremsen, was natürlich meinem Fuß nicht so besonders bekam, aber was bekam dem schon noch. Der „Röstigraben“ war ein Graben, relativ einfach zu durchqueren. Er war ein natürliches Hindernis und kein extra ausgehobener. Nun kam eine kurze Pause für meinen Fuß, denn man musste kriechen. Was für eine Wohltat. Ein Stück weiter kam eine Rutsche und danach hatte man Fahnen (oder ich glaube die werden Tore genannt?) aufgestellt, wo man abwechselnd drüber und drunter musste. Kam mir irgendwie bekannt vor.
Weiter ging es durch den Schnee bis ich plötzlich wieder vor dem losen Stroh stand. Diesesmal konnte man in der Mitte das Brett sehen. Das Leben hätte so einfach sein können. Und damit wurde die zweite Runde eingeleitet, welche im Grunde mit einer Verpflegungsstation begann.
Die Strecke war mittlerweile besser ausgetreten, so dass man an einigen Stellen nun auch besser laufen konnte, wenn man nicht wie ich gehbehindert war. An anderen Stellen war es dadurch aber auch glatter geworden, z. B. beim Unterkriechen des LKW.
Der Schmerz nahm zu und zwischenzeitlich wurde mir sogar übel deswegen. Nein, ich bring das Ding zu Ende.
Zur Bekleidung sei noch kurz gesagt: Schuhe Salomon Speedcross 3, welche super gegriffen haben. Keine Ahnung, wie die anderen das gemacht haben. Dann eine lange Thermotight, darunter wie immer eine Badehose und dazu normale Laufsocken. Ein kurzarmiges Funktionsshirt, darüber ein ärmelloses Funktionsshirt und darüber ein langarmiger Rushguard. Mountainbike-Handschuhe mit Wetgrip und eine dünne Mütze. Den Hals schützte ich durch ein Buff. Mir wurde nicht ein einziges Mal kalt.
Die Zeit wurde mit dem Championship genommen. Glücklicherweise bekam ich von einem der Organisatoren einen Kabelbinder. Der Speedcross hat ja gar keine Schnürsenkel. Im Zielbereich bekam dann jeder Finisher seine Medaille um den Hals gehängt und danach gab es Verpflegung, Kalt- und Warmgetränke und gegen den Bon das Finishershirt.
Ich habe mich dann zurück in den VIP Bereich geschleppt und auch irgendwie zu den Duschen, im Gegensatz zu den Getränken waren die nicht mehr so warm, aber ich glaube, das war nicht bei allen so. Vorher musste ich natürlich meine Schuhe ausziehen und da lachte mich ein richtig dicker Ballonfuß an.
Das sieht nach Bänderriss aus. Na, herzlichen Glückwunsch. Das heißt dann wohl Zwangspause.
Nach der Dusche habe ich dann etwas gegessen. Das schmeckte sogar ganz gut.
Nach der Siegerehrung gönnte ich mir dann auch noch mein fast vergessenes Finisherbier. Hierbei betrachte ich mir nochmal die Medaille. Die ist total krumm und hat Macken. Ich lache in mich hinein und denke: „Das passt ja.“
Ich bin nochmal quer an alle von mir besuchten Stände gegangen, auch um mich zu verabschieden und mich zu bedanken, aber auch zum Shoppen. Gerade Frau Hüppi und die Damen vom VIP-Bereich waren echte Goldstücke.
Ob es noch weitere Verletzte gab, wusste man bis dato noch nicht, aber wenn ich ehrlich bin, gehe ich schwer davon aus. Allerdings nimmt man ja ohnehin auf eigenes Risiko teil und deswegen werden sich die Betroffenen wohl selbstständig zum Arzt begeben.
Die Organisation war bei der StrongmanRun Winter Edition super und die Location gut gewählt. Die Hindernisse haben mich allerdings enttäuscht. Diese fand ich teilweise echt einfallslos. Das größte Hindernis war die Strecke selbst, bergauf und bergab durch den Schnee.
Ich bin dann sogar noch 189. in der Gesamtwertung geworden und das trotz dickem Fuß und Schmerzen, getreu nach dem Strongmanrun-Motto: Don’t cry – run!
Letztendlich möchte ich mich bei meinen Unterstützern bedanken:
Das Team von Strongmanrun CH, PR Media Relations AG Zürich, die EWTO-Schule Grefrath, das WTX-Center Grefrath und natürlich bei Trophy Runners, ohne die das ganze Abenteuer gar nicht stattgefunden hätte.
Ich hoffe, dass ich schnell wieder fit bin, stehen doch einige Kracherprojekte an.
PS: Ihr möchtet euren Erfahrungsbericht zu einem Hindernislauf auf Trophy Runners veröffentlichen? Dann meldet euch einfach unter folgender E-Mail bei uns: info@trophyrunners.de.