von Lars am 21.10.2016
Bildquelle: Trophy Runners
Mud Masters Norddeutschland war eine Premiere der besonderen Art. Die Premiere haben wir nämlich zum Anlass genommen, um uns nach über einem Jahr OCR Abstinenz zurück aufs Schlachtfeld eines Hindernislaufs zu begeben. Wie es uns dabei ergangen ist, könnt ihr hier im Erfahrungsbericht nachlesen.
In den Tagen und Wochen vor der Premiere von Mud Masters Norddeutschland war unsere Aufregung besonders groß. Schließlich war es über ein Jahr her, dass wir zum letzten Mal an einem Hindernislauf teilgenommen haben. Ich hatte schon fast vergessen, wie es sich anfühlt durch Schlamm und Matsch zu kriechen, durch Eiswasser zu tauchen oder so manche Mutprobe zu bewältigen.
Bei der Premiere haben wir uns natürlich nicht lumpen lassen und sind direkt mit der 18km langen Distanz in das Renngeschehen eingestiegen. Respekt soll an dieser Stelle schon jenen gebühren, die sich tatsächlich durch den 42km langen Parcours gekämpft haben. Eine Wahnsinns Leistung.
Der Tag selbst hätte nicht besser sein können. Angenehme 13 Grad und etwas Regen haben die optimalen Rahmenbedingungen für einen guten Hindernislauf geschaffen. Zudem hatte ich endlich die Möglichkeit, den neuen OCR Laufschuh Merrel All Out Crush zu testen.
Die Organisation konnte sich bei Mud Masters Norddeutschland wirklich sehen lassen. Auch wenn ich davon ausgegangen bin, dass wir bei einem Hindernislauf von diesem Format keine böse Überraschung erleben werden, so war ich dennoch von der Professionalität überrascht.
Die gesamte Organisation war perfekt durchgeplant. Schon die Anreise war ein echtes Vergnügen, schließlich waren die Parkgebühren mit 5 Euro absolut fair und das Parkgelände war direkt an das Basecamp angeschlossen, so dass die Teilnehmer keine langen Fußmärsche absolvieren mussten. Das haben wir bei anderen Hindernisläufen auch schon ganz anders erlebt.
Die Abholung der Startunterlagen hat zudem gerade einmal 5 Minuten gedauert und die Abgabe der Sachen hat sogar noch weniger Zeit in Anspruch genommen. So kam es, dass wir innerhalb von 15 Minuten inklusive Toilettengang startklar waren.
Das es nach dem Event keine Dusche mit warmen Wasser gab ist für mich persönlich kein Drama, weshalb ich dies auch nicht kritisieren würde. Schließlich sind wir bei einem Hindernislauf und nicht im Wellnessurlaub.
Die Laufstrecke selbst war bei einem Hindernislauf im Norden Deutschlands natürlich nicht von Bergen und Hügeln geprägt. Wer das erwartet hat, ist hier mit einer falschen Annahme angereist. Dennoch war die Laufstrecke insgesamt sehr gut, wenn auch nicht schwer. Sie führte zu 99% durch Wälder, Wiesen und Matsch und vereinzelt über ein paar Hügel. Also perfekt für einen Hindernislauf und perfekt für jene Teilnehmer, die zu Beginn ihrer OCR Laufbahn erst einmal einen Hindernislauf testen wollen. Denn es gibt natürlich auch andere Kaliber im OCR Business, bei denen schon die reine Laufstrecke als eine Tortur angesehen werden kann. Hier gibt es also die volle Punktzahl.
Das Renngeschehen gestaltete sich beim Mud Masters in einer üblichen professionellen Manier. Es gab ein kurzes Warm-up, bei dem die Masse aufgeheizt wurde. Danach folgte der Startschuss zum 6km, 12km, 18km oder 42km langen Parcours. Gestartet wurde in Blöcken was immer den enormen Vorteil mit sich bringt, dass die Wartezeit an den Hindernissen äußerst gering bzw. gar nicht vorhanden ist. Die Strecke selbst war mit einer Vielzahl von Hindernissen gespickt, so dass auch bei der 18km langen Strecke keine Langeweile aufkam. So gab es von allem etwas. Eiskaltes Wasser, Schlamm, Kriech- und Kletterhindernisse, Stromschläge und ein paar echte Highlights, die einer besonderen Erwähnung bedürfen.
Auch die Verpflegung während des Laufs war erstklassig. Es gab zahlreiche Verpflegungsstationen, an denen teilweise sogar warmer Tee ausgeschenkt wurde. Das war echt spitze!
Einziger Kritikpunkt war die Ausschilderung. Zu 99% gab es keine Unklarheiten aber an der entscheidenen Stelle, kurz vor dem Zieleinlauf, wurden wir wieder auf die 12km lange Strecke geleitet, was uns leider gute 10 Minuten an Zeit gekostet hat.
Bei den Hindernissen muss Mud Masters aber ein paar Federn lassen. Diese waren mit 47 an der Zahl zwar in üppiger Menge vorhanden, allerdings hätten die Hindernisse etwas vielfältiger sein können. Ein Großteil der Hindernisse bestand nämlich aus Kriech- und Kletterhindernissen, die einem trainierten OCR Runner nicht sonderlich viel anhaben können.
Insgesamt ist die Bezeichnung Mud Masters etwas zu kurz gekommen, es gab zwar coole Hindernisse, bei denen man mit ordentlich viel Schlamm zu tun hatte, allerdings waren diese leider in der Unterzahl. Dieses spezielle Schlammhindernis hatte es allerdings in sich. Man musste etwa 15 m unter Stacheldraht durch eine fiese Schlammpampe kriechen, die Meter für Meter immer tiefer wurde. Als wir hier durch waren, hatten wir gefühlt 10kg mehr auf den Rippen, da sich der Schlamm an allem festgesetzt hatte, was mit ihm in Berührung kam. Herrlich!
...aber, es gab natürlich auch echte Highlights unter den Hindernissen, die richtig Spaß gemacht haben, anspruchsvoll waren und für den ein oder anderen eine echte Mutprobe darstellten - so auch für mich! Denn wenn es im Leben etwas gibt, wovor ich Angst habe, dann ist es Höhe. Ich hasse Höhe! An diesem Tag musste ich meinem größten Feind jedoch direkt ins Auge blicken.
Für mich gab es beim Mud Masters Norddeutschland drei echte Highlights unter den Hindernissen, mit den ich hier tatsächlich zum Teil auch zum ersten Mal bei einem Hindernislauf in Berührung gekommen bin.
Allen voran war "The Flyer"für mich der absolute Höhepunkt.
Die Rutsche ist bestimmt 10 m hoch und katapultiert einen in Rekordgeschwindigkeit in das mit Wasser gefüllte Becken. Ich musste hier wirklich alle Zähne zusammenbeißen. Mit jedem Schritt, den ich das Gerüst nach oben stieg, schrillten die Alarmglocken mehr. In meinem Kopf stand alles auf Nein, Nein, Nein, das mache ich nicht!
...doch, ist ein - Nein - natürlich keine Option! So setzte auch ich mich ganz brav auf die Kante, verschränkte meine Arme über die Brust und erlebte die wohl geilste Rutsche in meinem Leben - bisher!
Nun kommen die zwei Hindernisse, die ich vorher noch gar nicht kannte. Weshalb die Vorfreude besonders groß war.
Zum einen war das "The Net Jump". Hier musste man von einem Plateau in ein über Wasser gespanntes Netz springen und sich dann an das andere Ufer hangeln.
Der Sprung ins Netz ist mir noch geglückt, allerdings verlief die folgende Hangelei weniger glücklich, weshalb ich noch Bekanntschaft mit der großen Badewanne machen dürfte.
Zu guter Letzt gab es noch ein "XXL-Hangelhindernis", bei dem gleichermaßen Technik, Geschick und Kraft erforderlich waren.
Das Hangelhindernis war bestimmt gute 30 - 40m lang. Als man hier ankam, war man noch von Schlamm getränkt, was die Bewältigung nicht einfacher machte. Für alle Bundeswehrsoldaten stellt dieses Hindernis natürlich keine sonderliche Hürde dar. Alle anderen guckten zu erst ganz schön dumm aus der Wäsche. Unmöglich war es nicht, nein, aber es tat dafür höllisch weh. Die beste Technik hat man sich schließlich erst beim Hangeln selbst zurechtgelegt, was für etliche Schürfwunden an den Waden und Händen geführt hat. Witziger wäre dieses Hindernis tatsächlich gewesen, wenn der Untergrund aus einem Wasserbecken bestanden hätte. Dann hätte dieses Hindernis das Potential zu einem echten Spektakel gehabt...aber auch so war es ziemlich cool!
Mud Masters Norddeutschland war ein schlammiges, nasses und erlebnisreiches OCR Event. Auch wenn wir uns in Sachen Schlamm und Hindernisvielfalt einfach noch "mehr" gewünscht hätten, waren wir mit der Premiere in allen Belangen zufrieden. Orga, Rennablauf & Co. alles wurde vorbildlich durchgeführt, so das wir im Grunde nichts zu bemängeln haben. Für die Zukunft wünschen wir uns lediglich noch mehr Schlamm und etwas abwechslungsreichere Hindernisse.
Besonders gut wird mir Mud Masters Norddeutschland auch deshalb in Erinnerung bleiben, weil es mir bei diesem Hindernislauf zum ersten Mal geglückt ist, die Monkey Bars zu finishen. Bäm!!!
Wer also Lust auf einen top organisierten Hindernislauf hat, der kann sich bedenkenlos bei Mud Masters Norddeutschland anmelden. Wir wünschen euch schon jetzt viel Spaß bei eurem OCR Ausflug in den Norden von Deutschland.
PS: Ihr möchtet euren Erfahrungsbericht zu einem Hindernislauf auch auf Trophy Runners veröffentlichen? Dann meldet euch einfach unter folgender E-Mail bei uns: info@trophyrunners.de.